Editorial

So schwer ist Wirtschaftspolitik gar nicht zu verstehen. Die wichtigen volkswirtschaftlichen Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten lassen sich eigentlich recht übersichtlich und für die meisten Menschen nachvollziehbar darstellen. Das will ich mit diesem Blog versuchen.

Wirtschaftspolitik dreht sich natürlich ums Geld. Es geht dabei um viiieeel Geld. Da kann man sich leicht vorstellen, dass Einige sich wünschen, dass die meisten Menschen gar nicht so recht verstehen, was wirtschaftspolitisch vor sich geht. Denn nur wenn man die wirklichen Zusammenhänge ausreichend vernebelt, kann man Maßnahmen, die die Reichen noch reicher machen, als gut für alle verkaufen.

In den letzten Jahrzehnten ist dies den Propagandisten der Großindustrie besonders gut gelungen. Das Märchen „Die Gewinne von heute sind die Arbeitsplätze von morgen“ war so eine besonders gelungene Erzählung, die bis weit in die Gewerkschaften hinein gewirkt hat. Um die einfache Wahrheit zu vernebeln, dass ein Unternehmer, auch wenn er noch so viel Geld auf dem Konto hat, nur dann in neue Arbeitsplätze investiert, wenn er auch eine gesteigerte Nachfrage wittert, brauchte es schon erheblicher theoretischer Verrenkungen, die dann mit Recht nur noch Eingeweihte und/oder Gläubige nachvollziehen können. Notfalls werden fehlende Argumente durch teures und penetrantes Marketing ersetzt.

Wer nachweisen will, dass steigende Gewinne und die damit steigende gesellschaftliche Ungleichheit letztlich allen nutzt, kann dies nur mit Theorien tun, die niemand wirklich verstehen kann. So ist nicht verwunderlich, dass sich die von den Unternehmen gesponserte Wirtschaftswissenschaft immer mehr wie eine Religionsgemeinschaft verhält, die durch keine Realität von ihren Glaubenssätzen abgebracht werden kann.

Erfreulicherweise gibt es aber abseits der großen Geldes auch noch die andere Wirtschaftswissenschaft, die uns zeigt, wie Arbeitslosigkeit abgebaut werden kann, die uns erklärt, warum stetiges Wirtschaftswachtum nur mit steigenden Löhnen und einer tendentiell fallenden Profitrate zu erreichen ist, und wie man mit Vermögensbesteuerung und einer Sozialerbschaft die Chancengleichheit verbessern kann. Dieser Blog will helfen, diese gemeinwohlorientierte Wirtschaftswissenschaft zu verstehen und (wieder) breiter bekannt zu machen, auch in den Gewerkschaften und in den Parteien.

Michi